Donnerstag, 31. Juli 2008

5. Tag

Heutiges Ziel: Åhus. Das Fahren macht Spaß heut, anfangs noch bisschen bergig, dann gechillt auf Radwegen durch den Wald. Habe auf ner 90 km/h-Schnellstraße mein Wasser verloren. Vorbeirasende LKWs machen Rettungsversuche unmöglich. Schade.
In Åhus dann gute Laune, vielleicht zu gut. Will Susi in den Graben drängen, nicht wirklich, zum Spaß nur. Kurz darauf sagt Moni, dass sie heut wohl in einen Zaun fährt. Viele Zeichen, keine Beachtung. Naja, und dann hat sich halt mein Fuß in den Speichen des Vorderrades verfangen. Von 15 km/h auf 0 km/h in weniger als einer Sekunde. Mein Gepäck lässt mich nicht vollends über den Lenker absteigen, ich „stehe“ nach kurzer Flugphase wieder. Dann aber fährt Swantje noch hinten drauf, und ich falle dann doch um. Auf die Hüfte. Tut weh. Rad kaputt, ich auch. Schieben zum Strand, Susi fragt, wann wir baden gehen. Wir schlagen unser Lager auf, beschließen den nächsten Tag gezwungenermaßen in Åhus zu verbringen.
Abends gehen Oli, Swantje, Lukas und ich noch Pizza essen. Laufen schmerzt ziemlich. Schweden bezeichnen 3,5%-Bier als Starkbier. Trinken des Geldes Wegen ein Leichtbier. Wasser hätte es auch getan.
Einschlafen wird schwierig. Bein tut weh, weiß nicht, wie ich liegen soll. Alle andern schlafen schon, als wir wieder am Strand ankommen. Schaue in die Sterne. Bin kurz vorm Aufgeben, plane auf eigene Faust und ohne Rad nach Stockholm zu fahren. Und die andern dann in Malmö wiederzutreffen.

Noch 9 Tage.

Mittwoch, 30. Juli 2008

4. Tag

Das Wetter ist immer noch sauheiß. Die Nacht im Zelt zu verbringen, wird langsam überflüssig. Man schwitzt sich morgens eh wach.
Die Tour heut führt nach Vik. Und von da aus weiter nach Knäbäckshusen. Ein kleines, unheimliches Dorf, sieht aus wie in die Landschaft gesetzt, einfach so. Die Dämmerung macht die Stimmung bedrohlich schön. Aus diesem Ort kann man soviel machen, Sektengeschichten, Teenie-Horror-Märchen, alles. Auf einer Lichtung steht ein großes Herz, eigenartige Schilder wollen irgendetwas sagen. Eine verfallene Kapelle, komische Kreuze im Sand und im Wasser… alles scheint nicht natürlich, alles scheint fremd irgendwie. Wir fragen die Leute, die da sind, erfahren, dass es eine Luther-Kirche ist, die Kapelle zum Heiraten genutzt wird, das Herz zum Hochzeitsfoto und die Löcher im Sand von spielenden Kindern, es sei ein beliebter Badeort.
Wir schlafen unter freiem Himmel. Es ist windstill, der erste Ort in Schweden, wo es am Meer komplett windstill ist. Wir zählen Sternschnuppen. Wünsche wünschen. Schlafen.

Noch 10 Tage.

Dienstag, 29. Juli 2008

3. Tag

Gut geschlafen. Sind heut von Ystad nach Käseberga gefahren. War gut, auch wenn die Lust zum Fahrradfahren immer noch nicht aufgekommen ist. Bei mir zumindest.
Käseberga ist ein Loch. Wäre das Meer nicht, würde mich hier nichts halten. Der Aussichtspunkt (Pseudo-Stonehenge. Langweilig.) ist zwar schön, aber auch nicht das Wahre.
Nach Käseberge wurde das Fahrradfahren richtig scheiße. Bescheuerte Schnellstraßen, Gegendwind, leicht bergauf…meine Laune ging bergab, schnell. Oli nervt. Wir müssen was schaffen, meint er. Ich muss gar nichts. Hab keine Lust mehr, will Urlaub. Sofort, bitte.
Abends ists dann wieder schön. Haben eine zauberhafte Stelle am Meer gefunden, viele kleine Hügel im Sand, ganz niedlich. Die Ostsee wirft hohe Wellen heut. Ich weiß nicht genau, wie ich mich fühlen soll. Tagsüber nervts, abends ist total toll. Abwarten. Vielleicht gibt’s ja bald wieder Fahrradwege.

Noch 11 Tage.

(Manchmal denke ich daran, abzuhauen…)

Montag, 28. Juli 2008

2. Tag

Die Nacht war furchtbar. Fehler gemacht. Scheißgefühl. Sonst eigentlich ein schöner Tag. Stressig zwar, 50 km gefahren, Beine tun weh, Hintern noch viel mehr. Die illegale Dusche im Campingplatz in Trelleborg hat nicht viel genützt. Stinken wieder.
Fertig. Schöne Bucht gefunden, Sandstrand, eine alte Bunkeranlage, bizarr und schön. Erinnert mich ein bisschen an LOST. Sind in Ystad.
Heut abend ists kälter als gestern, das Lagerfeuer wird kleiner, die Wellen größer, meine Augen schwerer…

Noch 12 Tage.

Sonntag, 27. Juli 2008

1. Tag

Wir sind auf der Fähre. Irgendwo da hinten ist Deutschland. Weit weg, nicht mehr erkennbar. Vor uns liegt Schweden, man erkennt die Umrisse. Da! Da ist es! Gleich da…
Die Sonne geht unter. Der Himmel färbt sich langsam von blau zu orange. Keine Wolke. Ab und zu fliegen kleine Salzwassertröpfchen in mein Gesicht. Schmeckt gut irgendwie… Ich liege über zwei Stühle verteilt, schaue in die Sonne, sehe mehr als Licht. Um mich herum spielen kleine schwedische Kinder. „Mamusch“ rufen sie, ihre Mutter schaut auf.
Die Situation grad ist so schön, ich mag noch gar nicht ans Fahrradfahren denken.

Noch 13 Tage.