Sonntag, 10. August 2008

14. Tag / 15. Tag

8 Uhr klingelt der Wecker nach der letzten Zeltnacht des Urlaubs, nach der kürzesten. Zu wenig Schlaf, zu viel geträumt, trotzdem sind wir wach. In meinem Kopf tummeln sich tausend schöne Melodien. Laute, leise, hohe, tiefe. Schöne, traurige. Alles ist da, alles.
Schnell frühstücken, Zeug packen und zurück nach Malmö. Stellen unsere bepackten Fahrräder am Hafen ab, gehen in der Bahnhofsdusche warm duschen. Als ich wieder rauskomme, sind die anderen schon da. Und irgendwie hatte ich nicht damit gerechnet. Es gibt Diskussionen um die Heimfahrt, ich halte mich raus, mir ist alles egal, die Laune einiger färbt auf mich ab, ich will das gar nicht.
Wir machen eine Stadtrundfahrt. Ohne alle anderen. Ist zwar nur eine Pseudorundfahrt mit dem Linienbus. Eine Runde, eine Stunde, viele Gesichter, viele Dinge.
Ich möchte gern in Malmö studieren, fällt mir ein. Der Uniturm ist Wahnsinn. Das Meer vor der Tür, Studentenbuden mit Meerblick…was will man mehr? Mir fehlt Zuhause gerade überhaupt nicht. Malmö. Mensch… Malmö!
Ich habe mich verliebt in diese Stadt. Ich wandere aus, sobald ich groß bin. Scheißdeutschland!
Wir müssen zurück. Zurück zur Fähre. Ich mag nicht zurück. Morgen um die Zeit sind wir schon wieder in Deutschland. 25 km sind es bis Trelleborg. Laut Luise. Schade. Nach mehr als 40 km sinnlosem Hin- und Hergefahre kommen wir an. Ich wäre ja in Malmö einfach Richtung Trelleborg gefahren, als es ausgeschildert war… aber egal. Bin genervt. Statt 18.00 Uhr kommen wir kurz vor 8 an. ICA Supermega-Ding hat zu, suchen ewig nach einem Supermarkt, wollen noch Mitbringsel kaufen. Finden kurz vor halb 9 einen Willy:s, der bis 21 Uhr auf hat. Dank eines „blöden Scheißschweden’s“, wie Moni meint, der uns den Weg viel zu schnell gezeigt hat.
Wir kaufen Zeugs für die Familie daheim, große Tüten, vielleicht freuen sie sich ja.
Wir machen los. Zu McDonalds. Da waren wir auch am ersten Tag schon. Heute wieder. Zuviel Fresszeugs gekauft, nicht drum gekümmert, nicht drum gesorgt, was solls auch. Kurz vor Ladenschluss 22 Uhr stürmt eine Gruppe Menschen in Jogginghosen den Laden. Ein norwegischer Chor. Auf der Reise nach Prag. Zwischenstopp in Schweden. Bestellen alle zu viel. Pünktlicher Arbeitsschluss ist nicht. Irgendwann nach 22 Uhr tönt Jason Mraz’s „I’m Yours“ durch den Laden. Auf einmal singen alle, die Chormenschen, die McDonalds-Arbeiter, alle. Sie tanzen, singen, lachen. Wir machen ein paar Seifenblasen, summen mit, freuen uns. Diese Stimmung ist einzigartig. Alles ist so befreit, so leicht, so schön. Ich könnte ewig diesem Lied zuhören, nichts lieber als das. Diese Energie. Und das in einem McDonalds. Denk ich an die McDonalds-Besatzung in Deutschland, gruselt mich das. Kein Vergleich ist möglich, außer dass das McDonalds-M gleich aussieht.
Die Fähre fährt 3.00 Uhr am Morgen. Bis dahin müssen wir die Zeit rumkriegen. Wir gehen nochmal an den Strand vom ersten Abend. Es ist dunkel, genau wie damals. Windiger ist es, kälter. Wir sitzen eine Weile da, schauen in die Wellen, bekommen Sand in die Augen. Würde mich gerne hier hin liegen, hier bleiben, einfach vergessen, dass dich Fähre dann bald fährt… es ist alles so perfekt, genau in diesem Moment…
Trotzdem, wir machen los, es wird zu kalt. Die anderen haben sich in einem Hotel nahe der Fähre niedergelassen, das gleichzeitig Warteraum ist. Warm ists da. Wärme macht müde. Energydrinks helfen kurzzeitig. Kochen unter einer Treppe Nudeln. Liegen rum, schlaftrunken schlafen einige ein. Meine Augen fallen für wenige Minuten zu, ich schlafe nicht.
Komische Leute sind hier, Skater, die Bushido hören, betrunkene Nazis, die auf Luis fallen und sabbern. Deutsche. Immer weniger mag ich weg aus Schweden…
Check-In kurz nach halb drei. Vier Minuten zu früh verlässt die Fähre Schweden. Ich mag nicht weg. Und trotzdem entfernt sich Schweden immer mehr, wir fahren in die dunkle Nacht. Ich würde gern noch einige Wochen dran hängen, Stockholm sehen… aber wir fahren.
Ich schlafe kurz ein. Zum Sonnenaufgang bin ich wieder wach. Es gibt keinen Sonnenaufgang. Das deutsche Wetter ist trist, grau, keine Sonne. Es regnet leicht, wir gehen rein, legen uns auf einen Gang, schließen die Türen. Dösen eine Stunde vor uns hin, die eigenartig schlechte Musik aus den Lautsprechen beruhigt. Ab und zu steigen Leute über uns. Das Vibrieren der Fähre kitzelt.
Gleich ist es 7, da vorn ist Rügen. Schweden ist weg, zu weit weg.
Im Zug fahr ich rückwärts. Draußen ist es grau… ich mach die Augen zu, und bin wieder in Schweden.
Hallo, Deutschland. Du hast mir nicht gefehlt.

Noch 0 Tage.

Keine Kommentare: